Pingpong gegen Medizin-Ball

Ich bin seit ein bisschen mehr als einem Jahr systemischer Coach. Das ist meine absolute Leidenschaft. Ich arbeite unglaublich gerne mit Menschen und zu sehen, wie sie sich entwickeln und in ihre eigene Größe kommen, ist ein Privileg und ein Geschenk.

Wir haben in der Ausbildung die unterschiedlichsten Werkzeuge in die Hand bekommen, Tools und Anleitungen wie man Prozesse anregen kann, Veränderung herbeiführt und so gemeinsam mit dem Kunden Ziele erreicht. Da waren ganz komplizierte Übungen mit viel Vorbereitung oder Erklärung dabei. Solche die viel Material benötigten, oder Platz.

Die für mich schwierigste Lektion aber, war es zu lernen zuzuhören. In meiner ganzen Beratungstätigkeit und in der Arbeit mit unseren Kunden, wird von mir immer erwartet Antworten und Lösungen zu haben. Und am besten noch bevor die Frage richtig gestellt wurde. Das heißt man ist während der andere noch spricht mit den Gedanken immer schon bei sich selbst. Überlegt sich was das für einen selbst bedeutet. Was die Antwort sein könnte. Um dann vorbereitet zu sein, wenn der andere seinen Satz beendet.

Aktives Zuhören heißt, dass ich mit all meinen Sinnen und meiner ganzen Aufmerksamkeit beim Sprecher bin. Und dort bleibe. Bis der Satz beendet ist. Erst dann wenn ich das Gesagte in vollem Umfang aufgenommen habe, kann ich auch bewusst darauf reagieren.

Das kann man mit Ballspielen vergleichen. Normalerweise spielen wir alle PingPong. Der Ball ist noch nicht mal bei uns, schlagen wir ihn schon zurück. Beim aktiven Zuhören ist es mehr so wie Medizinbälle hin und her werfen. Du siehst ihn ganz langsam kommen. Bereitest dich vor. Fängst ihn auf und nimmst sein ganzes Gewicht wahr. Fängst es ab und nimmst es auf. Erst dann kannst du dran gehen deinen Körper zu aktivieren und ihn wieder zurückzuwerfen.

Da kann auch mal eine Pause entstehen. Die ist Menschen wie mir, die wir glauben, ständig Antworten liefern zu müssen, unangenehm. Die Stille, die da entsteht. Aber gerade in dieser Stille, passiert oft so viel. Gerade da entstehen die wichtigsten Erkenntnisse.

Das war auch mein zweites großes Learning in der Ausbildung. Still zu sein, nachdem man eine Frage gestellt hat. Dem Gegenüber Zeit geben zu antworten. Nicht einfach etwas zurückzuwerfen sondern tatsächlich zu antworten. Wir neigen oft dazu, dann noch nachzuhaken. Noch eine Frage zu stellen, damit der Andere vielleicht schneller antwortet oder zumindest irgendetwas sagt. Und damit nehmen wir jeglichen Platz für Gedanken und Tiefe.

Es lohnt sich diese Stille auszuhalten. Bei sich selbst und bei dem Anderen. Sie hilft uns so viel mehr zu sagen.

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