02 Feb. Warum laufen Sie Mr. Gump?
Forrest hat diese Frage im Film mit „Ich hab einfach Lust dazu.“ beantwortet. Und ist dann 3 Jahre lang durch Amerika gelaufen.
Laufen war in unserer Familie immer ein Thema. Mein Papa war Mitbegründer des Leibnitzer Orientierungslaufvereins und hat unsere ganze Familie mit der Liebe zu dem Sport infiziert. Auch wenn er dazwischen sogar schon aufgehört hatte, haben doch alle immer die Verbindung zum OL aufrecht erhalten. Ich war eine richtige gute Kartenleserin. Hab beim Orientieren selten Fehler gemacht und damit meine Trainingsfaulheit im Lauftraining lange Zeit kompensiert. Dann als Jugendliche ging es irgendwie nicht mehr. Da sind mir die Konkurrentinnen um die Ohren gelaufen.
Aber mir war das einfach zu blöd. Lauftraining – also nur laufen gehen, vielleicht auch noch auf der Straße fand ich einfach langweilig und unnötig.
Irgendwann dann, viel später hab ich doch wieder mit dem Laufen begonnen. Aus den klassischen Gründen. Um fit zu bleiben und abzunehmen. Und da hat sich laufen angeboten. Es ist einfach das Unaufwendigste. Laufzeug und Schuhe anziehen. Loslaufen. Mit maximal einer Stunde hat man das Gefühl echt was getan zu haben und ist auch wieder zurück und bereit für das restliche Leben. Man muss sich auch mit niemandem absprechen oder einen Platz reservieren. Mit zwei kleinen Kindern und Job ging sich sonst nicht viel aus. Aber richtig Freude gemacht hat es mir immer noch nicht.
Dann ist meine Schwester ihren ersten Halbmarathon gelaufen. Ich war zum Anfeuern dabei und wusste, das will ich auch mal mitmachen. Mein Ehrgeiz war geweckt. Mit dem Training kam dann auch ein bisschen Leichtigkeit ins Laufen. Und ja ich gebe es zu langsam hat es mir auch Freude gemacht.Naja, nachdem das Ziel einen Halbmarathon zu laufen auch erledigt war, hab ich es wieder sein lassen. Und erst mit einer ganz lieben Freundin wieder für mich entdeckt. Ich werd nie vergessen wie wir das erste Mal gelaufen sind. Ich glaub es waren nur knapp 5 km. Hin ging es noch ganz gut. Beim Zurücklaufen sind wir einen schmalen Weg der Bahn entlang gelaufen. Ich konnte mich hinter ihr einreihen und mich einfach nur drauf konzentrieren irgendwie Luft zu bekommen. Von da an sind wir in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal gegangen, bis es langsam wieder okay war und ich nicht das Gefühl hatte direkt vor Erschöpfung und Atemnot umzufallen.
Richtig gepackt hat mich das Lauffieber aber erst im ersten Lockdown 2020. Ich brauchte etwas um rauszukommen und hab mir am Palmsonntag in der Früh im Bett überlegt, ich könnte doch laufen gehen. Das Wetter war okay. Ich hab mir direkt nach dem Aufstehen das Laufzeug angezogen und bin dann losgelaufen. Wieder nicht besonders lange. Aber es hat mich unheimlich befreit. Und während dieser ersten Laufrunde hab ich mir vorgenommen, ich geh ab jetzt jeden zweiten Tag. Egal wie das Wetter ist. Egal wie lang. Egal wie intensiv. Hauptsache jeden zweiten Tag Laufzeug anziehen und raus. Und das hat großartig funktioniert.
Ich bin früher immer mit Musik gelaufen. Doch dieses Mal bin ich ohne los. Hab mich ausschließlich auf mich konzentriert. Geschaut wie es mir geht. Meine Gedanken einfach mitlaufen lassen. In der Zeit habe ich selber ein intensives Coaching in Anspruch genommen. Beim Laufen konnte ich die Dinge die ich gelernt und erarbeitet hatte, so richtig verinnerlichen. Ich konnte die negative Energie loswerden und komm voll mit positiver Energie zurück. Dann kamen wunderschöne Erfolgsmomente dazu. Das erste mal über 10 km. Dann eine neue Strecke auf der ich zwei Stunden unterwegs war. Einmal hatte ich überhaupt keine Lust, bin trotzdem los und gleich zu Beginn hat mich ein junger Mann überholt, der nur ein bisschen schneller unterwegs war als ich normalerweise. Ich hab mich angehängt und in seinem Tempo gelaufen und mit jedem Schritt wurde meine Euphorie größer und ich bin mit einem Riesengrinser nach Hause gelaufen. Dann bin ich das erste Mal wieder eine Strecke mit Steigung gelaufen. Einmal über 20 km gemeinsam mit meiner Freundin. Anstrengend aber beim nach Hause kommen, so eine unheimliche Freude und Stolz auf mich selbst.
Im Spätsommer hab ich mir beim Tennisspielen den Rücken beleidigt und musste zwei Wochen aussetzen. Da wurde mir erst richtig bewusst, wie wichtig das regelmäßige Lauftraining mittlerweile nicht nur für meine körperliche sondern auch für meine psychische Fitness geworden ist. Es kostete mich viel mehr Kraft meine hohe Energie zu halten und ich hab mich richtig gefreut, als ich wieder loskonnte.
2020 hab ich einen Rekord für mich aufgestellt. Ich bin knapp über 650 km gelaufen. Das will ich heuer toppen. 1.000 km hab ich mir vorgenommen. Das sind ca. 85 pro Monat.
Heute, Ende der dritten Jänner-Woche, hab ich bereits den ersten 100er voll gemacht. Und ich hab das heute richtig gefeiert. Ich bin nicht mehr länger die, die halt nicht gerne läuft. Ich bin die, die im Jahr 1.000 km läuft. Die am Wochenende mal einen Long Jog mit 2 Stunden einlegt. Die sich drauf freut im Frühling das erste Mal wieder über eine Halbmarathon-Distanz zu laufen.
Ich bin die, die konsequent ist. Auf sich selbst schaut. Sich Zeit für sich selbst nimmt.
Das ist es warum ich laufe. Es ist ein Teil meines Glücks.
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