Rauhnächte

Im letzten Jahr hat sich viel getan in meinem Leben. Viel Neues, dem ich früher vielleicht noch skeptisch gegenüberstand, hat sich seinen Weg in meinen Geist und mein Herz gebahnt. Und von dort aus auch den Verstand und den Kopf überzeugt.

Mit spirituell zum Beispiel konnte ich wenig anfangen. Auch wenn ich mir einbildete allem gegenüber sehr offen zu sein, gab es da eine große unterbewusste Schwelle. Irgendwann hab ich dann mal zu Birgit, die mich in einer sehr herausfordernden Zeit im letzten Jahr, gecoacht hat, gesagt: „Vielleicht werd ich auch noch spirituell.“ Und sie hat geantwortet: „Ich muss dir leider sagen DU BIST EIN SPIRITUELLES WESEN.“ Und das hat sich richtig angefühlt. So wie Heimkommen. Der Gedanke kein Mensch zu sein der eine spirituelle Erfahrung macht, sondern ein spirituelles Wesen das menschliche Erfahrungen macht, hat alles irgendwie leichter gemacht.

Jedenfalls hab ich mir danach mit dem ganzen Hokuspokus viel leichter getan. Ich konnte bei den Traumreisen und Meditationen nach und nach tatsächlich Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Mich darauf einlassen. Und ich kann viel herzoffener Zeichen erkennen und auch für mich nehmen.

So gab es in diesem letzten Jahr ganz viele erste Male. Neues das ich erst erkunden, erfahren und erlernen durfte. Dabei habe ich auch die Macht der Rituale für mich entdeckt. Persönlichkeitsentwicklung ist nämlich nichts anderes als ständiges Training. So wie man immer und immer wieder laufen gehen muss um in Form zu kommen und in Form zu bleiben, so muss man auch bei der Arbeit an sich selbst ständig dranbleiben. Übung macht den Meister. Und das stimmt nirgends so sehr wie in der Arbeit an sich selbst. Und Rituale helfen da immens. Sie geben einen Rahmen. Sie helfen zu motivieren. Und sie machen das tatsächliche Tun leichter.

Jetzt aber zu den Rauhnächten. Bisher war das für mich einfach die freie Zeit zwischen Weihnachten und dem Wieder-Aufsperren im Jänner und ich dachte der Name rührt von den besonders tiefen nächtlichen Temperaturen her. Heuer hat mir ein ganz lieber Freund ein Arbeitsbuch zu den Rauhnächten geschenkt. Und ich habe zum ersten Mal ganz bewusst den Wert der Rauhnächte erleben dürfen. Tag für Tag ein anderes Thema aus der Beschäftigung mit mir. Auch wenn es nur ein kleiner Teil des Tages ist, so ist er doch unglaublich wertvoll. Weil ich bewusst Verbindung mit mir und meinem Inneren aufnehme. Hinterfrage wie es mir wirklich geht. Was ich brauche. Was ich mir wünsche. Noch nie war ich in dieser Zwischenzeit – wo das eine schon abgeschlossen und das andere noch nicht richtig begonnen hat – so fokussiert. So sehr in meinem eigenen Rythmus. So zufrieden und gleichzeitig voller Energie.

Ein besonderes Ritual in diesen Rauhnächten ist das der 13 Wünsche.

Noch vor der ersten Rauhnacht habe ich 13 Wünsche für 2021 auf Zettel notiert. Das ist gar nicht so leicht wie man denkt. Die Wünsche sollen für einen selbst sein und man formuliert sie positiv und in der Gegenwartsform. So als wären sie schon erfüllt. Zum Beispiel: ich bin gesund. Allein die Beschäftigung mit den eigenen Wünschen. Nämlich den wirklich wichtigen Wünschen, bewegt sehr viel und gibt ein wenig den Weg vor für das nächste Jahr. Dann wird in jeder Rauhnacht einer dieser Wünsche verbrannt. Natürlich ohne dass du siehst welcher es ist. Ich habe meine gefalten und in eine kleine grüne Schachtel gegeben. Jeden Abend setz ich mich an den Kamin. Zünde eine Kerze an. Lass noch mal den Tag Revue passieren und mach mir bewusst wofür ich schon dankbar sein darf. All das Schöne das in meinem Leben ist. In den kleinen und großen Dingen und Begebenheiten. Ich mache mir bewusst, dass ich in mich und in das Leben vertrauen darf. Dass ich geführt bin und das Leben keine Fehler macht. Alles passiert für mich.

Dann nehme ich einen gefaltenen Zettel aus der Schachtel und entzünde ihn an der Kerze. Manche brennen ganz leicht und schnell. Andere langsam. So als müsste selbst das Universum sich damit quälen. Wenn der Zettel ganz verbrannt ist, bedanke ich mich dafür dass sich das Universum um diesen Wunsch annimmt. Ihn so erfüllt wie es für mich am besten ist und dann wann es für mich passt. Dann blase ich die Kerze aus.

Es ist nur ein kleines Ritual und wenn du das liest, dann denkst du dir vielleicht: Na das ist ja eine Eso-Tante. Und das ist okay. Ich kann das gut verstehen. Vielleicht denkst du dir aber auch, es wäre mal einen Versuch wert. Dann tu es einfach. Wir sind alle einzigartig. Jeder hat seine eigene Erlebniswelt und für jeden wird es sich anders anfühlen. Für mich ist es ein kleines Geschenk jeden Tag. Und ich freu mich auf den 6. Jänner. Wenn ich den 12. Zettel verbrannt habe und den übriggebliebenen öffnen darf. Dieser Wunsch – der am Ende übrig bleibt – der ist etwas Besonderes. Um den darf ich mich im kommenden Jahr nämlich selbst kümmern. Und ich werde alles tun, damit er in Erfüllung geht.

No Comments

Post A Comment