Gifted – die Gleichung eines Lebens

Selten aber doch schaffen wir es uns gemeinsam einen Film anzusehen. Vor Weihnachten war unser Lieblingsfilm „The Greatest Showmann“ – die Filmmusik findet sich immer noch in unseren Playlists. Eine wirklich großartige Geschichte darüber, dass man seine Welt nach seinen Träumen erschaffen kann und wie schön jeder in seiner Einzigartigkeit ist.

Dann kam eine Reihe von vernachlässigbaren Weihnachtsfilmen. Die meisten davon wirklich sehr nett und passend für kuschelige Abende im Advent. Nach drei Filmen, kennt man die Handlung. Entweder stören Kinder oder Tiere in irgendeiner Art und Weise die Weihnachtsvorbereitung, oder den Weihnachtsmann oder den Weihnachtsfrieden und müssen dann helfen Weihnachten zu retten. Oder eine junge Single-Frau findet rund um Weihnachten nach vielen Fehltritten, Verstrickungen und Missverständnissen ihre große Liebe.

Heute jedenfalls hat mich eine Freundin an Matilda erinnert. Auch wegen der Filmmusik. „Send me on my way“ ist einer ihrer Lieblingslieder. Da ich den Film schon ewig nicht mehr gesehen hab, aber in guter Erinnerung hatte, hab ich ihn meiner Tochter vorgeschlagen. Die hat kurz gegoogelt. Dann hat sie mich angesehen und gemeint: „Klingt nicht schlecht Mama. Aber der ist alt! Der wurde 1996 gedreht!“ Also tatsächlich uralt. Sie hatte aber eine aktuelle Alternative: „Gifted“ aus dem Jahr 2017. Auch nicht mehr brandneu, aber das war für sie okay.

Er handelt von der siebenjährigen Mary, die mit ihrem Onkel Frank in recht ärmlichen Verhältnissen lebt gemeinsam mit dem einäugigem Kater Fred und der Nachbarin Roberta, die öfter auf sie aufpasst. Als Mary in die örtliche Schule kommt, stellt ihre Lehrerin schnell fest, dass Mary eine außerordentliche Begabung für Mathematik hat. Ihrem Onkel Frank ist das auch bewusst. Marys Mutter, seine Schwester Diane, war eine herausragende Mathematikerin und arbeitete an einem der 12 sogenannten Milleniumsprobleme. Angetrieben von ihrer Mutter Evelyn. Doch dann wurde Diane schwanger, ihre Mutter lies sie fallen und Diane beging kurz nach der Geburt von Mary Selbstmord. Deshalb setzt Frank alles dran, Mary eine normale Kindheit zu ermöglichen.

Doch die Schulleiterin informiert Evelyn und es kommt zu einem Sorgerechtsstreit und schlussendlich muss Mary zu einer Pflegefamilie.

Das ist der Punkt an dem Elisa und ich uns eine neue Packung Taschentücher geholt haben und ab dem ich die weitere Geschichte offenlasse. Auch wenn die Charaktere ein wenig flach sind, so ist die Geschichte doch wunderschön erzählt. Außerdem hat die kleine Mckenna Grace ein entzückendes Mienenspiel und man kann gar nicht anders als sich mit ihr freuen und mit ihr zu weinen.

Was mich an dem Film am meisten berührt hat, ist der Zweifel des Onkels. Was ist gut für das Kind und was nicht? Ich kenn das von mir selbst. Auch wenn meine Kinder sicher keine Hochbegabung haben. Da gibt es diese Fragen, die dich ständig zweifeln lassen, ob du der Sache überhaupt gewachsen bist: ob man sie mehr fördern sollte zum Beispiel, oder mehr motivieren oder doch mehr so sein lassen wie sie sind? Welche Freizeitaktivitäten sollte man ihnen anbieten und zu welchen sollte man sie zwingen? Gar nicht zu reden davon, welche Schule die beste ist. Oder doch besser eine Lehre? Sind das die richtigen Freunde? Sorg ich mich zu viel? Oder zu wenig?

Für alles im Leben braucht man ein Training, eine Ausbildung, meist sogar eine Prüfung. Nur das Elternsein müssen wir intuitiv beherrschen. Wenn dann so wie in meinem Fall auch noch der zweite natürliche Verbündete nicht mehr im selben Haushalt lebt, wird es noch mal schwieriger. Und ich gebe es sehr gern zu. Ich hab schon sehr oft beinahe verzweifelt. Und ich hab sicher nicht immer oder wahrscheinlich sehr oft nicht perfekt gehandelt. Und vielleicht auch nicht immer das Richtige gemacht.

Da gibt es einen Satz im Film, der ist wunderschön und darf uns Mamas und Papas, die wir so oft mit unserer Unzulänglichkeit hadern und fürchten, nicht gut genug zu sein für unsere Kinder, stärken. Da sagt Frank zu Mary – sinngemäß: „Wenn du so ein gescheites, entzückendes und liebenswertes Mädchen geworden bist, dann muss ich viel richtig gemacht haben.“

Ich hab so eine ähnliche Geschichte schon vor Jahren mal gelesen und seitdem versuche ich es so zu sehen. Ich sehe meine Kinder an und sehe zwei starke, intelligente, neugierige, liebenswerte und liebevolle junge Menschen. Offensichtlich habe ich bei allen Fehlern, auch viel richtig gemacht.

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