03 Jan. Liebe in Zeiten von Corona
Seit das Corona-Zeitalter angebrochen ist, bin ich wieder Single. Es hat zwar noch ein paar Wochen gedauert bis ich es verstanden habe, aber de Facto ist es so. Der Mann dem ich die letzten 4 Jahre meines Lebens gewidmet hatte, hat sich im ersten Lockdown sofort gut angepasst und auf eine Frau umgeschwenkt, die näher und somit verfügbarer war. Das klingt ein wenig bitter, ist es aber gar nicht. Auch wenn es weh tat, war es im Nachhinein gesehen ein Geschenk. Das ist wohl immer so. In der Situation leidet man einfach nur und sieht den Verlust, den Schmerz und die Trauer. Erst danach kann man das Geschenk daraus erkennen. In meinem Fall war es wirklich ein großes Geschenk. Ich habe erst danach gemerkt, wie sehr ich mich in ein Idealbild verliebt und verrannt hatte, das es so gar nie gab und auch nie geben würde.
Wie auch immer. Man kann ruhigen Gewissens sagen, dass ich seit dem ersten Lockdown wieder Single bin. In einem Jahr wie 2020 stellt einen dieser Status, sofern man gewillt ist ihn wieder ändern zu wollen, vor eine Herausforderung. Das fängt schon mal beim Kennenlernen an. Gut, um ehrlich zu sein, in meinem Alter und unter den gegebenen Voraussetzungen ist es wohl ohnehin schwierig, jemanden unter „normalen“ Umständen kennenzulernen. Mit 45 und zwei Kindern geht man nun halt nicht mehr jedes Wochenende weg. Und auf den vielen Business-Veranstaltungen lernt man zwar eine Menge Menschen kennen, aber selten potentielle Beziehungspartner. Falsche Plattform. Und da sind wir auch schon bei der offensichtlichen Lösung des Problems. Plattformenen. Schließlich hat sich das Dating schon vor vielen Jahren digitalisiert. Auswahl gibt es genug und man muss einfach nur ein paar Fotos, ein paar Sätze über sich selbst und jede Menge Geduld mitbringen. Dann klappt das schon. Soweit die Theorie.
Nun ja. Wenn ihr Lust habt, dann erzähl ich euch immer wieder mal auch was über die Praxis der Online-Dating-Welt. Geschichten gibt es da jedenfalls genug.
Was ich aber heute eigentlich noch loswerden wollte, ist dass es neben dem offensichtlichen Problem jemanden offline kennenlernen zu können, in Corona-Zeiten noch ein viele größere Herausforderung gibt. Schließlich kann man auch nicht einfach so einen Kaffee trinken gehen. Das war bisher meine wenn auch selten, aber doch für gut empfundene Praxis: Wir treffen uns in einem Kaffeehaus. Je nachdem wie mir der Typ dann tatsächlich gefällt, bestell ich entweder einen Espresso oder einen Verlängerten. Damit ist die Sache von Anfang an klar und man verliert weder Zeit noch Nerven.
Kaffeehäuser, Gasthäuser, Restaurants… alles zu. Was bleibt sind Treffen in der Natur. Ich fühl mich wie mit 15. Da haben wir uns damals auch zum Eislaufen oder Spazierengehen getroffen. Irgendwie eh nett. Aber halt auch sehr anstrengend.
Bevor das hier aber einen depressiven Touch bekommt, kann ich Entwarnung geben. Es ist alles gut. 2020 hat mich etwas Wichtiges gelehrt. Wenn du nicht nach draußen gehen kannst, dann geh nach innen. Wieder ein sehr platter Satz, aber einer der für mich zumindest sehr viel Sinn ergeben hat. Ich habe die Zeit genutzt um mich mit mir selbst zu beschäftigen. Um mich mal besser kennenzulernen. Herauszufinden was ich mag und was nicht. Was ich mir eigentlich wünsche und was ich gar nicht will. Und wo ich in Zukunft meine Grenzen setzen will.
Denn in Wirklichkeit ist es doch so. Die wichtigste Beziehung in unserem Leben führen wir mit uns selbst. Wir sind es mit denen wir bis zum letzten Atemzug aushalten müssen. Die wir mit allen negativen Seiten akzeptieren müssen. Der wichtigste Mensch in deinem Leben bist du selbst. Ohne Egoismus aber mit ganz viel Selbstfürsorge. Und daraus kann dann auch in Zeiten von Corona Liebe entstehen.
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