07 Jan. Loslassen
In den letzten Monaten habe ich ein paar wichtige Lektionen über das Loslassen gelernt. Es war mir gar nicht so sehr bewusst, wie stark ich mich an Dingen und Menschen und auch an Vorstellungen und Ideen über mich selbst, über mein Leben und das Leben an sich festgehalten habe.
Mein Körper hat mir schon öfter gezeigt, dass das nicht gut ist. Der Rücken hat immer wieder Probleme gemacht. Verspannungen im Nacken und Schulterbereich. Magenschmerzen. Schlafprobleme.
Bei der Massage hat man mir gesagt, ich müsste lockerlassen, also loslassen. Meine Freundinnen haben mir gesagt, ich müsste mich frei machen, diese toxischen Beziehungen loslassen. Und jedes Mal hab ich mir gedacht, ich will das nicht. Ich will es nicht aufgeben. Ich will es nicht loslassen. Das ist meins. So wie ein kleines Kind sich am Spielzeug festkrallt. Ich wollte nichts davon aufgeben.
Dann hatte ich ein spannendes Gespräch mit einer alten Bekannten, die jetzt in der Beratung tätig ist. Sie hat mir gesagt: „Stell dir vor du hättest diese Sache, die dich so vereinnahmt, an der du dich mit aller Kraft festhältst, die dich nicht loslässt. Stell dir vor du hättest diese Sache in deiner Hand. Kannst du fühlen wie verkrampft du bist? Wie sich deine Finger darum krallen und du alle Kraft aufwendest, um sie nicht zu verlieren?“ Ich konnte. Ich konnte es mir nicht nur vorstellen. Ich konnte es richtig spüren. Und dann hat sie etwas ganz Wichtiges gesagt: „Loslassen heißt nicht fallenlassen. Dreh deine Hände, sodass die Handflächen eine Schale bilden. Mach sie einfach nur auf. Du musst es nicht runterfallen lassen. Du musst es nicht von dir wegwerfen. Du musst es einfach nur loslassen.“
Ich finde das ist ein unglaublich kraftvolles Bild. Mir jedenfalls hat es ungemein geholfen. Es hat mir die Angst genommen. Und einen anderen Blickwinkel.
Noch ein anderer Satz ist mir eingefallen. Den hat meine liebe Freundin Lucie geprägt als wir noch junge Mädchen waren: „Was du liebst, das lass frei. Wenn es zu dir gehört, dann kommt es zu dir zurück. Wenn nicht, dann war es nie für dich bestimmt.“ Früher fand ich das immer zu Kalenderspruch-mäßig. Jetzt hilft es mir. Auch weil es eine tiefe Wahrheit in sich trägt.
Eine Geschichte gibt es zum Loslassen noch,
die ich wirklich verinnerlicht habe und die ich sehr schön finde:
Ein Schüler kommt zu seinem Lehrer und fragt: Was kann ich tun? Diese alten Verletzungen aus meiner Vergangenheit lassen mich einfach nicht los! Da stand der Lehrer auf und ging zu einem Baum, der in der Nähe stand. Er umfasste den Baum und hielt ihn mit aller Kraft fest. Dann rief er: Was kann ich nur tun? Der Baum lässt mich nicht los!
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